Während 1860 die Handelsreisenden noch als Hausierer oder Straßenhändler bezeichnet wurden, arbeiten im heutigen Network Marketing weltweit mehr als 118 Millionen Menschen. Angesichts Globalisierung, Weltwirtschaftskrisen, Virenpandemien und den grenzenlosen Möglichkeiten im Internet wächst diese seit der Antike bekannte Nischenbranche schneller als je zuvor. Denn bereits damals haben sich Handelsreisende oder sogar ortsansässige Handwerker das ursprüngliche Empfehlungsmarketing zu Nutze gemacht.
Network Marketing ist eine der zurzeit gefragtesten und am schnellsten wachsenden Nischenbranchen der Welt, die Tausende Millionäre und einige Milliardäre hervorgebracht hat. Besonders in Krisenzeiten ist der Mensch gefordert, alternative Einkommensmöglichkeiten zu finden oder einen Weg zu entwickeln, um sein eigenes Business am Leben zu halten. Meist macht man sich in solchen Zeiten auch das heute bekannte „Network Marketing“ gerne zu Nutze, das seinen Ursprung in der einfachen „persönlichen Empfehlung“ hat. COVID-19 und die damit verbundenen Weltwirtschaftskrise ist das beste Beispiel für das Erfordernis eines rundum Neudenkens. Dies birgt jedoch Chancen und Risiken für eine neue Form des „Miteinander-Netzwerkens“ und „Miteinander-Geldverdienens“. Doch was ist Network Marketing? Wie kann man diese Branche für sein Business nutzen und wie entwickelt sie sich weiter?
Network Marketing – auch Multilevel Marketing (MLM), Empfehlungsmarketing oder Strukturvertrieb genannt – ist eine Spezialform des Direktvertriebs. Während im klassischen Direktvertrieb der Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen direkt vom Unternehmen an den Endverbraucher erfolgt, werden im Network Marketing Kunden dazu angehalten, als selbständige Vertriebspartner weitere Kunden anzuwerben. Da viele Network Marketing-Unternehmen ihren Kunden teils hohe Prämien für das Anwerben von Neukunden gewähren, ist eine Nähe zum verbotenen Schneeballsystem gegeben. Tatsächlich gibt es eine sehr schmale, oftmals schwer erkennbare Grenze von der Legalität zur Illegalität. Es hängt in erster Linie davon ab, wie ein System gestaltet ist. Steht das Anwerben von Neukunden oder der Produkteverkauf im Vordergrund?
Im klassischen Direktvertrieb werden in der Regel firmeneigene, spezialisierte Außendienstmitarbeiter eingesetzt, sprich das eigene qualifizierte Personal im Angestelltenverhältnis, um die Produkte oder Dienstleistungen eines Unternehmens ohne Zwischenhändler direkt an den Endkunden zu verkaufen. Man findet diese Form des Vertriebs mittlerweile unter anderem im Großhandel, wo ausgewählte Mitarbeiter mit Verkaufsausbildung im Direktvertrieb den Einzelhandel umgehen und ihre Produkte direkt dem Endkunden anbieten.
Im Network Marketing macht sich ein Unternehmen das Engagement und das persönliche Umfeld von selbständigen und selbstverantwortlich handelnden Laien, sprich nicht das eigene qualifizierte Personal, zu Nutze, die haupt- oder nebenberuflich als Wiederverkäufer oder Vermittler für das Unternehmen tätig sind. Im Vergleich zum Direktvertrieb kann im Network Marketing eine sogenannte Struktur unendlich viele Teilnehmer bzw. selbständige Mitarbeiter haben. Die Entlohnung und der berufliche Erfolg eines Network-Marketers sind einzig und allein von der eigenen Einsatzbereitschaft und Leistung abhängig. Die Organisationsstruktur ähnelt grafisch einer Pyramide mit einer nach unten zunehmenden Anzahl von Netzwerkmitgliedern (Marketern). An der Spitze steht der sogenannte Sponsor, der im Gegensatz zu einem Unternehmen mit Direktvertrieb keine echte Weisungsbefugnis besitzt, doch als Kopf seines Strukturvertriebs (Leader) eine erlesene und kleine Anzahl an Führungskräften in seinem direkten Umfeld aufbaut. Je nach Vergütungsplan wird dem Sponsor sowie seinen direkten- und indirekten Vertriebspartnern ein bestimmter Teil der Gesamtprovision vergütet. Der Sponsor erhält auf die Umsetze der von ihm angeworbenen Marketern eine Leistungs- oder Superprovision. Meist muss der Sponsor mindestens eine Provisionsstufe höher angesiedelt sein als der jeweilige Marketer. Jeder Ebene werden innerhalb dieser Struktur Provisionsanteile zugewiesen. Ein Aufstieg in die einzelnen Ebenen oder Hierarchien ist Großteils an bestimmte Wochen- Monats- oder Halbjahresumsätze gebunden.
Um eine Illegalität feststellen zu können, ist es somit relevant, ob das Anwerben von neuen Marketern im Vordergrund steht, die sich teilweise in ein bestehendes System auch einkaufen können, oder der eigentliche und simple Produktverkauf. Das Gesetzt für unlauteren Wettbewerb ist hier ausschlaggebend.
Als Pionier im Direktvertrieb gilt die heute nach wie vor bekannte Marke Vorwerk. Für das 1883 in Deutschland gegründete Familienunternehmen sind weltweit mittlerweile über 600.000 Mitarbeiter in mehr als 60 Ländern tätig. Das im Jahre 1959 gegründete Unternehmen Amway befindet sich auch heute in Familienbesitz und gilt im Network Marketing als Mutter aller nachfolgenden MLM-Unternehmen, wobei Amway (ein Wortspiel aus „American Way“) nach unzähliger und unerwünschter Prüfungen durch die FTC (die US-amerikanische Bundeshandelskommission) in den frühen 90iger Jahren in Kanada wegen Steuerhinterziehung und Steuerbetrug verurteilt wurde. Betrachtet man die Entwicklung aller darauffolgender MLM-Unternehmen, könnte man behaupten, dass seit der Geburtsstunde des Network Marketings eine negative Grundeinstellung bei der Bevölkerung herrscht. Die Geschäftspraktiken einiger MLM-Unternehmen machen es seriösen Vertriebspartnern teilweise sehr schwer, diese Negativität ins Positive zu wandeln.
Dieser Herausforderung stellen sich Unternehmen wie Avon, Forever Living, Herbalife, LR Health & Beauty, Nu Skin, uvm. Tag täglich, aber auch all die selbständigen und selbstverantwortlich handelnden Marketer. Jeder von ihnen träumt vom sogenannten passiven Einkommen. Sie streben danach Geld zu verdienen, ohne weiterhin aktiv dafür arbeiten zu müssen, sprich dein Produkt oder deine Dienstleistung arbeitet für sich selbst. Zu diesem Zweck bauen sie Systeme auf. In Zeiten des Internets ist dies einfacher ist denn je und Network Marketing ist eines dieser Systeme, die tatsächlich passives Einkommen ermöglichen.
Der Erfolg und die Zukunft dieser MLM-Unternehmen ist jedoch abhängig von der Lernbereitschaft ihrer Marketer, vor allem ihrer Newcomer, die sich das Wesen des Geschäftes aneignen und gewillt sein müssen, sich weiter zu bilden und weiter zu entwickeln. Nur so bleiben ein gutes Image für das jeweilige Unternehmen und der langfristige Erfolg für das Unternehmen und seine Marketer garantiert.
Bist du bereit, zu lernen und dich weiter zu entwickeln?